Animation der modellierten Oberflächenbewegungen der Jahre 2015-2017
Das Signal besteht aus einem linearen Anteil, der sich auf die Konvergenz der Salzkavernen zurückführen lässt, und einem druckabhängigen Anteil
Der in Norddeutschland nahe der niederländischen Grenze gelegene Kavernenspeicher Epe wurde aus einer Salzlagerstätte der niederrheinischen Salzfläche gesohlt, die sich unter der Oberfläche der norddeutschen Tiefebene und eines Teils der Niederlande erstreckt. Die derzeit 114 Kavernen werden von insgesamt 8 Unternehmen, die unabhängige Betriebsstrategien verfolgen, zur Soleproduktion und zur Lagerung von Erdgas, Helium und Erdöl genutzt. Einige der Industriepartner des SUBI-Projekts, die Salzgewinnungsgesellschaft Westfalen (SGW) und Uniper, sind maßgeblich an dem Untergrundspeicher beteiligt.
Kavernenkonvergenz und betriebliche Druckänderungen verursachen lineare bzw. zyklische Oberflächenverschiebungen. Der lineare Teil wird regelmäßig durch Nivellierungskampagnen überwacht, die einmal pro Jahr von den Projektpartnern durchgeführt werden. Im Rahmen von SUBI nutzt das Geodätische Institut des KIT das Potenzial der SAR-Interferometrie (InSAR) zur Quantifizierung nichtlinearer Bewegungen über der Lagerstätte. Die SAR-Interferometrie ist eine Methode zur flächenhaften Erfassung von Oberflächenverschiebungen aus Radarbildern, wobei natürliche Retro-Reflektoren (→ Persistent Scatterer) mit zeitlich stabilen Signaleigenschaften verwendet werden. Eine kurze Einführung in die Methode finden Sie am Ende des Textes.
Auf der Basis mehr als 100 aufeinanderfolgenden Radarszenen wurden Verschiebungszeitreihen für mehrere hundert InSAR-Rückstreuer erstellt, die einen detaillierten Einblick in den zeitlichen Verlauf der Bodenbewegungen im Zeitraum vom 03.02.2015 bis zum 18.03.2018 geben.
Die Analyse der InSAR-Zeitreihen zeigt drei wesentliche Signalbeiträge:
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Da die Blickrichtung des Radarsystems um einen Winkel von etwa 30° aus der Vertikalen abgelenkt wird (die so genannte Sichtlinie, LoS), können die InSAR-Ergebnisse nicht direkt mit den Nivellement-Daten verglichen werden. Eine Trennung von Vertikal- und Ost-Westbewegungen wurde mit Hilfe von Radarbildern durchgeführt, die sowohl von aufsteigenden als auch von absteigenden Bahnen aufgenommen wurden. Es wurden mehrere Interpolations- und Kombinationsansätze getestet. Es zeigt sich, dass sowohl die lineare Absenkung als auch das Druckverhalten der Oberfläche erhebliche Horizontalkomponenten aufweisen, da die Quellen in einer Tiefe von mehr als 1000 m liegen (Abb. 3 und 4). Im Gegensatz dazu enthalten jahreszeitliche Oberflächendeformationen über dem Moor, verursacht durch Grundwasserspiegeländerungen direkt unter der Oberfläche, im Wesentlichen lediglich vertikale Verschiebungsanteile. Die Validierung der Befunde mit der Ground Truth aus Nivellements und Grundwasserstandsmessungen zeigt eine gute Übereinstimmung.
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Zur Unterstützung der InSAR-Prozessierung und zum Nachweis, dass das Modell eines Kelvin-Voigt-Körpers zu Oberflächenverschiebungen in einer sinnvollen Größenordnung führt, wurde eine einfache geophysikalische Modellierung durchgeführt. Der analytische Modellierungsansatz geht davon aus, dass Kavernen als kugelförmige Druck- oder Volumenquellen wirken, die in einen elastischen Halbraum eingebettet sind. Das räumliche Muster der Oberflächenbewegungen resultiert aus der Superpositionierung der Verschiebungen durch jede einzelne Quelle. Dabei wird angenommen, dass jede Kaverne von einem kugelförmigen Salzmantel umgeben ist, der für die visko-elastische Druckverzögerung verantwortlich ist. Von der Außenfläche des Salzmantels wird der Druck elastisch zur Oberfläche übertragen. Das Modell wird sowohl zur Beschreibung der Parameter der linearen Komponente der Oberflächenverschiebungen als auch der zeitliche variablen Druckantwort verwendet.
Aus einer Anpassung des Modells an die beobachteten Oberflächenverschiebungen können Konvergenzraten zwischen 0,1 % und 2,7 % und Druckschwankungen von bis zu 50 bar innerhalb der Kavernen abgeleitet werden. Diese Werte sind von plausibler Größenordnung, wobei eine quantitative Validierung noch aussteht, da keine absolut skalierten Druckzeitreihen zur Verfügung stehen. Letztere fallen unter die Geschäftsgeheimnisse der Unternehmen und sind daher nicht freigegeben.
Animation der modellierten Oberflächenbewegungen der Jahre 2015-2017
Das Signal besteht aus einem linearen Anteil, der sich auf die Konvergenz der Salzkavernen zurückführen lässt, und einem druckabhängigen Anteil
Die SAR-Interferometrie ist eine satellitengestützte Methode zur Messung von Verformungen der Erdoberfläche. Die beiden Radarsatelliten Sentinel 1a und Sentinel 1b nehmen alle sechs Tage ein Intensitätsbild des Untersuchungsgebietes auf und zeichnen die Laufzeiten des Radarsignals zwischen Antenne und reflektierenden Objekten an der Erdoberfläche auf. Die Radarechos werden in Schrägsicht (→ Line of sight, LoS) aufgezeichnet, die um etwa 30° aus der Vertikalen ausgelenkt ist. Es stehen zwei Abbildungsgeometrien zur Verfügung: auf der absteigenden Umlaufbahn überfliegen die Satelliten das Messgebiet von Nord nach Süd mit einer nach Westen blickenden Radarantenne, auf der aufsteigenden Umlaufbahn verläuft die Flugrichtung von Süden nach Norden mit einer nach Osten gerichteten Antenne.
Die Signallaufzeiten und damit die Entfernungen von der Antenne zur Erde werden durch die Signalphase ausgedrückt, die zwischen 0° und 360° variiert. Ein Radarbild besteht aus Millionen von Pixeln, von denen jedes eine 5 m x 20 m breite Zelle am Boden repräsentiert. Für Verformungsmessungen werden nur solche Pixel bzw. Bodenzellen verwendet, für die statistisch nachweisbar ist, dass ihre Rückstreueigenschaften zeitlich stabil sind. Stabile Rückstreubedingungen herrschen in städtischen Gebieten oder über felsigen und nicht bewachsenen Böden, während Intensität und Laufzeit der Radarechos über Wäldern, Feldern und Ackerland in der Regel starke zeitliche Schwankungen aufweisen.
Abhängig von der Wechselwirkung des Radarsignals mit dem Boden sind zwei Typen langzeitstabiler Radarechos bekannt: punktförmige Rückstreuung ("Persistent Scatterers" (PS)) und "Distributed Scatterers" (DS), bei denen Hunderte von sehr kleinen Objekten zum rückgestreuten Signal einer Bodenzelle beitragen. Der in SUBI verwendete Ansatz basiert auf einer Kombination beider Typen. Er umfasst eine DS-Vorverarbeitung analog der „SqueeSAR“-Methode (Ferretti et al. 2011), gefolgt von einer modifizierten Version von StaMPS v3.3b (Hooper et al. 2007), die eine gemeinsame Verarbeitung von vorprozessierten DS und PS (Even 2019) ermöglicht und die Phasenabwicklung (ein Prozess, der die 360°-Mehrdeutigkeit der Phase beseitigt) mit einem vorgewählten Phasenmodell unterstützt.
Kontakt:
Markus Even, Malte Westerhaus, Geodätisches Institut des KIT Karlsruhe Markus.even∂kit.edu, Malte.westerhaus∂kit.edu
Ein Teil der Arbeit wurde im Rahmen einer Masterarbeit von Verena Simon, jetzt bei der Bezirksregierung Köln, durchgeführt.
Even, M., 2019. Adapting StaMPS for Jointly Processing Distributed Scatterers and Persistent Scatterers. Inst. Electr. Electron. Eng. Int. Geosci. Remote Sens. Symp., 2046-2049.
Ferretti, A., Fumagalli, A., Novali, F., Prati, C., Rocca, F. & Rucci, A., 2011a. A New Algorithm for Processing Interferometric Data-Stacks: SqueeSAR, Inst. Electr. Electron. Eng. Trans. Geosci. Remote Sens., 49, 3460-3470.
Hooper, A., Segall, P. & Zebker, H., 2007. Persistent scatterer interferometric synthetic aperture radar for crustal deformation analysis, with application to Volcán Alcedo, Galápagos, J. Geophys. Res. Solid Earth, 112, 1-21.